Deine Lakaien „Acoustic“ 1995
Großes Feature im Zillo

Die Zusammenkunft:
Bruno Kramm trifft Ernst Horn

Die Veröffentlichung der Live-Alben „Acoustic“ und „Feuer“, mit denen Deine Lakaien bzw. Das Ich einmal mehr unterstreichen, daß sie nach wie vor und unangefochten zu den versiertesten und originellsten Gruppen des deutschen Untergrunds zählen, war für uns ein willkommener Anlaß, deren musikalische Köpfe Ernst Horn und Bruno Kramm zu einem längeren Gespräch zusammenzubringen. Schwierig war das nicht. Denn trotz aller musikalischer Verschiedenheit scheint die beiden eine respektvolle Freundschaft zu verbinden.

Das bekomme ich sofort zu spüren, als ich schweißgebadet (es ist der heißeste Tag des Jahres) in der Münchner Pasinger Fabrik ankomme, wo Ernst, Bruno und Gymnastic-Chef Carl Erling bereits beisammen sitzen. Ernst und Bruno sind trotz der Sauna-Temperaturen bestens aufgelegt: engagierte Fachgespräche über elektronisches Equipment und Musik im allgemeinen wechseln sich mit Witzeleien über den „typischen Münchner“ und andere obskure Dinge ab. Es ist gar nicht so einfach, die beiden zum Aufbrechen zu bewegen. Und auch, als wir in Horns idyllisch gelegenem Heim ankommen., dauert es eine ganze Weile, bis Carl und ich die Unzertrennlichen von Ernsts beeindruckendem Instrumentarium wegreißen und an den Gesprächstisch zerren können.

Ich habe zwar jede Menge Fragen vorbereitet, aber Bruno und Ernst haben sich so viel zu sagen und so viel zu erzählen, daß ich die beiden mehr oder weniger habe machen lassen und mich auf wenige Einwürfe beschränkt habe. Wie immer in solchen Fällen kommt man vom Hundertsten ins Tausendste und wieder zurück, aber das macht ja auch den Reiz einer solchen „Zusammenkunft“ aus. Wir haben daher der Spontaneität und der Ursprünglichkeit den Vorzug gegeben und so wenig wie möglich geglättet. Nehmt also teil an einem interessanten Gespräch, das viel über die beiden und ihre Gruppen verrät, aber auch Nachdenkliches, Informatives und auch Provokantes rund um die Szene wie auch über Musik im allgemeinen ans Licht bringt!

Zillo: Wenn man euch beide so beobachtet, kommt man schnell zu dem Schluß, daß ihr euch schon lange und gut kennt. Wann habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Bruno: Ich erinnere mich noch an meine Szene-Zeiten. Das ist jetzt, Gott, schon zehn Jahre her. Da war ich jedes Wochenende im Melodrom in Neugablonz. Und da lief immer euer „Colour-Ize“, schon Jahre, bevor es auf dem Zillo-Sampler war. Seitdem kenne ich euch. Persönlich kennengelernt haben wir uns auf der Bit, oder? Da haben Das Ich und Deine Lakaien Konzerte gegeben.

Ernst: Stimmt. Wir haben uns auch gleich ziemlich gut verstanden.

Bruno: Von da an haben wir uns immer wieder gesehen. Wenn wir ein Konzert hatten, wart ihr mal da, und wenn ihr ein Konzert hattet, waren wir mal da.

Ernst: Irgendwo kennt man sich dann doch in der Szene, obwohl wir ja - der Alexander jetzt nicht mehr so sehr und ich eigentlich noch nie - so richtig in der Szene involviert waren. Das wart ihr ja mehr, oder?

Bruno: Na ja, in Bayreuth gab’s ja damals noch gar keine richtige Szene. Das war eigentlich Zufall, daß Das Ich plötzlich so’n Szene-Ding war: wir waren nie in einer schwarzen Szene organisiert wie die meisten damals.

Ernst: Das mit der Schwarzen Szene war sowieso eine ganz kuriose Entwicklung. Ich habe das alles gar nicht so sehr mitgekriegt. Alexander mehr, weil er jünger ist als ich. Aber es war doch so, daß das alles vorher noch so einigermaßen in einer Linie war: Punk, Wave, Dark-Wave - und dann gab es so einen Bruch, gerade zu der Zeit, als wir unsere erste Selbstverlegte herausgebracht haben, 1986. Da hat man uns immer wieder gesagt: „Dark-Wave ist doch out. Jeztt gibt’s doch Gitarren und alles geht jetzt wieder viel härter ab.“ Da dachten wir uns, dieses Szene ist vorbei. Und in England war das auch mehr oder weniger der Fall. Und ihr habt dann ‘ne Zeit lang auf ‘nem ziemlich stillen Level vor euch hingedümpelt (lacht)…Bruno: (lacht) Ouuhh, ja…

Ernst: … und so um die Zeit, wo das Zillo kam, Neunzig, Einundneunzig, da ging es dann wieder los. Witzigerweise haben wir da mit dem „Dark Star“ genau den Sprung gekriegt. Und ihr ja auch.

Bruno: Ganz genau.

Ernst: Die Bands, die jetzt anfangen, haben es da vergleichsweise schwer…

Bruno: Natürlich

Ernst: … Es gibt so viele Neuveröffentlichungen und die Szene hat sich in so vielen verschiedenen Unterbereichen spezialisiert.

Bruno: Ich sehe das ähnlich wie du, Gruppen wie Alien Sex Fiend oder Cassandra Complex, das war eine komplett andere Szene. Und irgendwann kam dann dieser Split. Da waren wir dann, Lakaien wie Das Ich, die ersten Bands, die so eine Art Initialzündung für eine neu aufkommende Szene waren. Natürlich haben es da alle Bands schwer, die jetzt neu kommen, weil sie irgendwie diesem Schema entsprechen müssen und dann eigentlich nur Nachmach-Bands, im Sinne einer elektronischen Band, sind. Aber so richtig bewußt hat eigentlich keiner von uns diese Szene genutzt, wir sind da ja beide regelrecht reingeschlittert.

Ernst: Das würde ich auch so sagen. Natürlich, die Stimme vom Alexander ist schon so, daß die Szene sie von vornherein mag, und unsere Stücke sind irgendwie traurig. Aber am Anfang, bei den ersten Konzerte, war ich manchmal ein bißchen irritiert. Die Leute hatten sich alle wunderbar rausgeputzt, und es ging dann immer: „Oh, was hast du denn Tolles an“, so daß man das Gefühl hatte, man macht nur die Begleitmusik für allgemeine Repräsentationszwecke. Aber inzwischen muß ich doch sagen, daß ich unser Stammpublikum sehr mag, weil ich das Gefühl habe, es hört relativ gut zu. Wenn ich in einer Hihop- oder Hardcoreband wirklich nur spielen müßte, damit die Leute ihr Stagediving-Vergnügen haben, dann würd’ mir das auch keinen Spaß machen.

Bruno: Das ist ja auch der Unterschied zwischen dem Musikding Rock’n’Roll und dem, was wir machen. Bei Rock’n’Roll geht’s quasi darum, die Leute anzuheizen, und Ziel bei der ganzen Sache ist, daß Fun da ist. In der Szene wird sicher besser zugehört als anderswo, aber dennoch sind sehr, sehr viele dabei, für die es eigentlich nur so ein Präsentieren der neusten Klamotten ist. Du merkst das ja, wenn dann die Mädels mitten im Konzert im Publikum stehen und sich schminken. Ich glaube, für viele geht es wirklich nur darum, sich bei einem Konzert einer Gruppe, die momentan angesagt ist, zu präsentieren, um dann gut dazustehen.

Zillo: Die Musik eurer beiden Bands und auch die Texte könnten eigentlich nicht unterschiedlicher sein. Und dennoch, das habt ihr ja gerade auch festgestellt, seid ihr gemeinsam die unfreiwilligen Reformatoren der deutschen Dark-Wave-Szene. Wie würdet ihr euch das erklären?

Bruno: Wir haben halt einen bestimmten Nerv getroffen. Es hätten genausogut auch anderen da sein können. Es ist doch meistens so mit den Bands, die wirklich gut laufen, daß die in einem glücklichen Moment zufällig rechtzeitig da waren.

Ernst: Genau, das ist Zufall.

Bruno: Hätte auch sein können, daß wir etwas später, nach zwei anderen Bands, herausgekommen wären. Dann hätte man gesagt: „…Na ja, nette Band“, aber das wär’s dann auch gewesen, mit vielleicht tausend oder zweitausend verkauften Alben. Vieles hat einfach mit der Gunst der Stunde zu tun.

Ernst: Vor vier, fünf Jahren war auch alles ein bißchen enger zusammen. Heute gibt es wesentlich mehr kleinere Grüppchen.

Bruno: Absolut. Auch die Älteren, die schon länger dabei sind, wollen sich von den Jüngeren abgrenzen, die neu in die Szene kommen.

Zillo: Aber trotz eurer Unterschiedlichkeit und der Spaltung in der Szene gibt es unheimlich viele Leute, die sowohl Lakaien als auch Das Ich hören. Ist das nicht bemerkenswert?

Bruno: Wir vertreten einfach zwei Facetten, die Leute mögen, zwei extreme und entgegengesetzte Gefühlsausdrücke, die aber im Prinzip einer gleichen Seelen-Grundeinstellung entspringen. Ein Musikjournalist hat das mal so formuliert, daß wir eher expressionistisch und die Lakaien impressionistisch sind…

Ernst: (lacht)

Bruno: … was natürlich völlig falsch ist, weil diese beiden Begriffe zu ‘was ganz anderem gehören. Aber die Medien brauchen halt immer ihre Schubladen, und ich glaub’, daß die zumindest ein bißchen rüberbringen können, was der Unterschied zwischen uns ist.

Ernst: Mein Vorbild ist Schubert, ganz klar. Das würd’ ich gern mal können, sowas, was der gemacht hat. Ich kann keine lustige Musik machen.

Bruno: Das könnt’ ich auch nicht. Das ist wieder dieser Unterschied zwischen unserer Musik und Rock’n’Roll - oder der neuen Raver-Welle.

Ernst: (man beachte dazu die Aufschrift auf Ernsts T-Shirt, siehe nächste Seite) Was sagst du denn eigentlich zu den Ravern, he?

Bruno: Ich persönlich kenne viele Raver, weil meine Schwester eine Zeit lang in dieser Szene war. Von daher kann ich da nicht mehr so ganz objektiv sein.

Ernst: Aber ihr habt doch auf eurem Label mal was in dieser Richtung gemacht, oder? (lacht) Mal raus mit der Sprache!

Bruno: Klar, als Schallplattenfirma probierst du alle möglichen Zweige mal aus. Wenn man nur diese ganze Kommerz-Kacke sieht, die in Viva rauf und runter läuft, dann kann man diese Szene nur als Übel betrachten, und so, wie sie momentan vermarktet wir - Lovparade und ähnliches - wird sie, so wie damals die Neue Deutsche Welle, vollkommen kaputt gemacht. Aber sie hat auch ein paar neue Impulse. Hier gibt es mittlerweile wieder einen vollkommen eigenen Underground, wo recht interessante Geschichten entstehen, wo die Leute sehr viel mehr experimentieren als wir. Die Leute haben musikalisch oft ein niedriges Level, weil sie nie die Möglichkeit hatten, sich bestimmte Fähigkeiten anzueignen. Deshalb experimentieren sie mehr mit Klang, anstatt an den Kompositionen zu feilen. Das kann durchaus eine Bereicherung sein.

Ernst: Fazit: Daß es bei den Ravern sicher auch Leute gibt, die musikalisch interessante Sachen machen, aber daß der Überbau…

Bruno: … scheiße ist.

Ernst: Genau. Apropos. - Können wir hier auch etwas Politisches sagen?

Zillo: Klar, warum nicht.

Ernst: Da fällt mir nämlich etwas ein, was mir den Bruno äußerst sympathisch gemacht hat. Erinnerst du dich an diese Ereignisse damals um das Dark X-Mas-Festival in Hamburg…

Bruno: Ja, das war schrecklich.

Ernst: … als damals diese Death In June auftreten sollten? Kurz vor dem Festival gab es diese Ereignisse in Hoyerswerda, und der Bruno hat etwas gemacht, was man ihm wirklich hoch anrechnen muß. Er hat ein Statement gegen Rassismus für uns geschrieben, das alle an dem Festivals teilnehmenden Bands unterschreiben sollten. Es bestand nicht aus allgemeinem Gelaber wie „Unser Gemüsehändler ist ein ganz netter Mensch, und er ist Grieche“, sondern Bruno hat das genauer angepackt. Er hat unter anderem gesagt: „Ernst wird die Sache, wenn sich der Faschismus mit dem Bürgertum vereinigt.“ Daraufhin gab’s ein Gegenstatement von Death In June.

Bruno: Ja, die hatten dann nicht gespielt, hatten sich wie immer hinter ihrer verklausulierten und tausend Philosophien zietierenden Scheinideologie versteckt. Es ging darum, daß Death In June den Zettel mit unterschreibt, daß Death In June mal ein eindeutiges Statement macht zu dem Thema: das haben sie bis heute nicht gemacht. Sie haben damals den Schwanz eingezogen und gesagt, sie wollen nicht mit uns spielen, wir seien eh nur Phrasendrescher, und haben dann woanders gespielt.

Aber es gab ein dickes Nachspiel in der Sache, und da muß ich sagen, daß ich von dieser ganzen Szene extrem enttäuscht war. Es kamen wahnsinnig viele böse Zuschriften an uns…

Ernst: Aha…

Bruno: … von wegen, wieso wir Death In June verreißen würden. Das Glasnost - dieses kleine Magazin - hat eine Riesenhetze gegen uns aufgezogen, daß wir doch genau diese Phrasendrescher seien, die Faschismus erst ermöglichen, also solche Sprüche, wie Geißler sie schon mal abgelassen hat, daß die Pazifisten damals erst Auschwitz möglich gemacht hätten. Das hat wirklich weh getan.

Wir haben sogar von einigen geschrieben bekommen, sie würden von uns nie mehr eine CD kaufen, wir hätten alles kaputt gemacht. Das war wirklich schrecklich Was ich schön fand, war, daß sich alle Bands - bis auf Death In June - sofort bereitfanden, da mitzumachen, ohne vorher darüber nachzudenken, ob das - Death In June ist ja eine bekannte Band - irgendwelche negativen Konsequenzen für sie haben könnte.

Ernst: Es ist ja auch eine schöne Musik, die die machen, da schmerzt deren Verhalten besonders.

Bruno: Ja, in diesem Fall sehe ich die Szene oft als Schaf. Wenn sich die Szene dem Schlächter so ausliefert und der Ideologie, die da verbreitet wird - und das tut in dem Fall Death In June - und nicht darüber nachdenkt, sondern einfach kritiklos alles annimmt, dann ist das einfach ein Ding, wo man etwas gegen sagen muß.

Ernst: Es gibt ja ausländische Interviews, wo die ein bißchen genauer werden, wo beispielsweise Mussolini als der größte Philosoph des zwanzigsten Jahrhunderts gelobt wird. Ich behaupte, daß die Leute nicht so viel Ahnung haben, das unterstelle ich einfach mal. Ich glaub’ nicht, daß die wirklich Nietzsche oder Mussolini gelesen haben, denn dann würde man mehr differenzieren. Wenn man wirklich so weit ist und diese Leute genau liest, dann kann man sie auch in Kontext setzen zu heute und sieht auch genau, daß das nicht mehr stimmt.

Bruno: Genau.

Ernst: Ich hab’ das Gefühl, es geht dabei um eine bestimmte Art von Freaktum…

Bruno: Um ein Showelement.

Ernst: … Genau. So ähnlich, wie damals David Bowie in die Victoria Hall eingefahren ist, mit einem Führerwagen, mit einigen schönen Jünglingen in schwarzen Ledermänteln und Führergruß. Er hat sich später sehr entschuldigt, weil ihm in Berlin einige Leute deswegen sehr zugesetzt haben. Er hat gesagt, naja, das wären zu viele Drogen bei ihm gewesen, und jetzt kommt’s, das ist wichtig, er hätte zu viele Arthus-Sagen gelesen. Es gibt eine bestimmt Art und Weise, wie man Mystik und Sagen auffaßt. Der Herr der Ringe zum Beispiel ist im Grunde, in seiner letzten Aussage, eher ein anarchisches oder grünes Buch, eine ganz liebe Fabelgeschichte eben. Aber da tauchen dann auch Dinge wie die Orks auf, mit ihren Krummbeinen, den Krächzstimmen und dunkler Haut, wo man dann schon irgendwo einen Rassismus entwickeln kann, gerade, wenn dann auch noch Drogen dazukommen.

Bruno: Genau. Und so wird auch mit dem Faschismus umgegangen. Als wir auf unserer Tour in Amerika waren, hat es uns echt erschrocken, wie die Amerikaner oft mit dem Faschismus hausieren gehen, wie die sich einfach nur showmäßig für irgend etwas begeistern. Die haben sich gar nicht mit den Inhalten beschäftigt. Die sehen nur etwas Äußerliches und fahren auf dessen Ästhetik ab, die sind nicht so sensibilisiert wie wir und fangen dann einfach an, das als Showelement einzusetzten. Und ich glaube, das ist bei Death In June auch vorhanden.

Ernst: Das kann man ja alles auch noch irgendwo witzig finden, aber wenn sich dann Dinge wie Hoyerswerda häufen, dann hört der Spaß auf.

Bruno: Ganz genau. Und gerade einer Szene, die sich ursprünglich aus der Punk- und Wave-Bewegung entwickelt hat, die eine sehr politisch orientierte Szene war, die sich aber mittlerweile in ihrem Gothic-Bewußtsein nur noch für Fassaden begeistert und jeden politischen Bezug verloren hat, muß man einfach mal sagen, daß sie die ersten Schafe wäre, die fallen würden.

Ernst: Das ist auch ein für die künstlerische Arbeit wichtiger Punkt. Diamanda Gaalas hat zum Beispiel gesagt, sie glaubt nicht an den Satan, aber sie verwendet das Wort oft, weil es für sie ein bestimmtes Symbol ist, für gesellschaftliche Dinge, vielleicht auch für Aids. Bei den Lakaien kommt das in den Texten nicht vor, bei Qntal gibt es schon solche Bezüge. Aber bei euch ist das schon recht ausgeprägt, oder? Ich sage nur: „Des Satans neue Kleider“.

Bruno: Ja klar, Da gab es bei uns in Bayreuth auch einen Riesenwirbel. Das Ich. Die Satanisten-Band. Noch vor einem halben Jahr gab es einen Artikel in einer Stadtzeitung, der unser Danse-Macabre-Tonstudio als ein deutsches Zentrum des Satanismus bezeichnete. Für uns war eben „Des Satans neue Kleider“ ein Symbol gegen alles, was die Menschlichkeit zerstört, ein Symbol gegen die Medien, gegen das politische System, gegen Ideologien, die versuchen, Konventionen zu schaffen, und den Menschen damit den Freiraum für ihren eigenen Glauben nehmen. Und auch in der Szene wurde uns das zum Teil falsch ausgelegt.

Ernst: Das ist wie bei unserem Stück „Reincarnation“. Das wurde immer als esoterisches Lied gewertet, aber der Text ist genau das Gegenteil davon. Sozusagen die Umkehrung der Reinkarnationstheorie, daß du nämlich nicht von Leben zu Leben weiter hochsteigst, sondern daß es mit jedem Leben immer schlimmer wird. Du würdest gerne sterben, aber dann wirst du doch wieder ins Leben reingestoßen. Allerdings ist das reine Gedankenspielerei, nicht etwa ein Glaubensbekenntnis.

Das ist eine Zwickmühle, in der wir als Künstler stecken: Von der Szene werden wir teilweise esoterisch ausgenutzt, und auf der anderen Seite werden wir von der bürgerlichen Presse in diese blöde Satans-Ecke hineingedrängt. Da läßt zum Beispiel irgendso eine Tante im Zitty den Gruftwitz 243 los und sagt, Ernst Horn präpariert seinen Flügel mit Hühnerknochen. So ein Blödkäse! Aber damit muß man halt leben.

Zillo: Verleitet eine sphärisch-verträumte Musik, wie Deine Lakaien und andere sie machen, die Szene nicht auch dazu, unpolitisch zu sein und stattdessen in Traum- und Fantasy-Welten abzudriften?

Ernst: Naja, bei uns sind schon auch immer wieder Bezüge zur Wirklichkeit da. Wir vermitteln auch weltanschauliche Dinge. Die „Forest Enter Exit“ vermittelt zum Beispiel die Idee, daß alles, was man draußen sieht, nur eine Fiktion ist, die man nach außen projiziert. Aber natürlich machen wir auch sehr individualistische Lieder, mit traurigen und sehr persönlichen Inhalten. Ich find’ das aber legitim. Da bin ich als Musiker wirklich so rücksichtslos, daß ich sage, wenn ich ein Stück mache, denk’ ich nicht nach.

Joe Asmodo

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