Days Gone By
Deine-Lakaien-Interview mit Sven Affelt (Gift Magazin) 1992

Deine Lakaien sind wohl das Phänomen der Stunde. Kaum einer deutschen Band bzw. einem Duo, gelang es in einem Zeitraum von nur knapp einem Jahr, die Sprossen der Erfolgsleiter derart empor zu klettern, wie dem gebürtigen Mazedonier Alexander Veljanov (Gesang) und dem in München lebenden klassischen Dirigenten Ernst Horn (Instrument).

Nach der allerersten Lakaien- Tour im Oktober 1990, folgten aufgrund der übergroßen Resonanz diverse Angebote für weitere Auftritte und Festivals. Agierten Deine Lakaien dort zunächst noch als Opener, mauserte sich die Band über die letzten drei Monate hinweg zu einem potentiellen Headliner für kleinere Festivals. Und plötzlich machte vor wenigen Wochen das Gerücht, daß DEINE LAKAIEN auf dem Bizzare Festival 1992 spielen sollten, die Runde. Sicherlich sind DEINE LAKAIEN vom Erfolg des letzten Jahres und den Verkaufszahlen der „Dark Star“- LP geradezu überrascht worden, aber was ist dran an dieser Band, die nunmehr seit sechs Jahren existiert und 1986 mit ihrer gleichnamigen selbstproduzierten Debut- LP den Grundstein für einen sogenannten Underground- Kultstatus veröffentlichte?

„Wir sind und wollten nie eine Klischeeband sein! Unsere LP’s sind für uns der Versuch, die Themen klassischer Musik zeitgemäß mit elektronischen Instrumenten umzusetzen, diese mit modernen Textinhalten zu kombinieren, um dadurch eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen. Die klassischen und mittelalterlichen Sounds sollen bei uns jedoch nicht zur Verfeinerung oder Untermalung eingesetzt werden, wie es häufig gemacht wird. Sie sollen zusammen mit den Texten eine Einheit bilden. Es ist wie beim Malen. Erst alle Farbe zusammen ergeben ein Bild. Zu Zeiten der ersten LP, war Deine Lakaien mehr ein Projekt, da wir Beide eigentlich aus unterschiedlichen musikalischen Ecken kommen. Es war nie geplant weitere Platten zu veröffentlichen, das hat sich mit der Zeit so ergeben. Es stimmt sicherlich, daß die Wave- und Gothic-Szene uns als erste akzeptierte. Vielleicht liegt es daran, daß unsere Songs aus der Verarbeitung von Literatur und Musik der Vergangenheit- und mit dieser Thematik befassen sich viele dieser Leute- entstehen. So ist zum Beispiel einer unserer Songs „Love me to the end“ unsere aktuelle Umsetzung des Shakespeare-Dramas ‚Romeo und Julia’.“

Aber es kann unmöglich nur die reine textliche Substanz sein, denn von Romantik, Melancholie und Liebe geprägte Texte, sind wohl auch bei anderen Gruppen zu finden. Sind es vielleicht die düsteren, dennoch traumhaft schönen und abwechslungsreichen, tanzbaren Elektronik- Sounds, welche von Ernst Horn stets zu perfekten brillanten Melodien arrangiert werden? Es bleibt ein Rätsel. Niemand wird wohl die Frage - warum eine Band Erfolg hat - jemals endgültig auf den Punkt bringen können. Warum auch? Es ist wohl auch unmöglich, für andere so perfekt die Gefühle und Assoziationen zu beschreiben, welche einem beim Anhören einer Schallplatte durch den Kopf schießen, so daß diese beim Leser die gleichen Emotionen hervorrufen können. Sei’s drum.

Durch einschlägige Printmedien zunächst in eine Klischeeschublade gedrängt, erarbeiteten sich die LAKAIEN durch die 1990 veröffentlichte zweite LP „Dark Star“, die MLP „Second Star“ und anschließende Konzerte, begleitet durch zwei Gastmusiker mit Violine und mittelalterlichen Instrumenten, ein zur Zeit recht vielschichtiges Publikum.

„Es stimmt, daß sich unser Publikum in den letzten Monaten verändert hat, was sicherlich an der nun breiter gefächerten Medienvielfalt und den Einsätzen im Rundfunk liegt. Gerade die Einsätze im Rundfunk, haben uns wahrscheinlich davor bewahrt, in einem Klischee den Rest unserer musikalischen Zeit zu verbringen. Sicherlich klingt dies hart. Das soll aber nicht heißen, daß wir etwas gegen die Gothic-Szene haben, - dafür haben wir als Individualisten viel zu viel Gemeinsames - wir freuen uns auf den Konzerten einfach auch über jeden anderen Besucher. Die Liebe, unser Konzept der letzten Platte, kennt immerhin auch keine Grenzen.“

Letzter Höhepunkt in der Karriere von DEINE LAKAIEN war ein recht anmutiges, fast monumentales Konzert beim 3. Festival of Darkness, auf welchem Veljanov und Horn ihre Fans mit einer neuerlichen Auftritts-Variante (Nur Klavier und Gesang) angenehm überraschten. „Es war wieder einmal für uns der Versuch, sich von der bei unseren Plattenaufnahmen vorhandenen Elektronik zu lösen, um eine gewisse Spontaneität auf der Bühne zu ermöglichen, welche bei Playback- oder DAT- Recorder- Bands recht schwer zu erreichen ist. Wir sind der Meinung, daß die intensive Arbeit einer Elektronik-Band an sich selbst, um ein Konzept während eines Auftritts live zu präsentieren, entscheidenden Anteil an der Atmosphäre hat, welche während eines Konzerts entsteht. Und Atmosphäre ist uns sehr wichtig!“

Auf Pläne für die Zukunft angesprochen, halten sich die Musiker noch bedeckt, da momentan noch viele Dinge in der Luft hängen.

„Die Band freut sich auf der einen Seite über das Angebot, als erste deutsche Elektronik-Band auf dem diesjährigen Bizarre- Festival zu spielen, hat aber auch Bedenken, da man noch nie auf einem Open Air gespielt hat. Sicherlich wäre es großartig dort aufzutreten, aber DEINE LAKAIEN sind nun mal eine Band, deren Live- Show sehr von Lichteffekten und der dunklen Atmosphäre abhängig ist. Und da wir natürlich am Nachmittag auftreten müßten, sind wir uns noch nicht 100%ig sicher. Ein weiteres Problem ist die panische Angst von Keyboarder Ernst Horn, der unbedingt alles live spielen will, daß aufgrund der normalen Hektik auf einem Festival dieser Größenordnung irgend etwas schief gehen könnte.“

Außerdem plant die Band noch für dieses Jahr die Veröffentlichung eines neuen Tonträgers, jedoch möchte man sich hierfür auch die nötige Zeit im Studio nehmen: „Wir wollen noch nicht zu viel verraten. Eines ist sicher, es wird wieder ein Konzeptalbum werden. Wie die neue Platte hingegen musikalisch wird, dazu läßt sich im Moment noch nicht viel sagen, da es zwar schon Ideen und Vorstellungen gibt, die eigentlichen Songs dann jedoch erst im Studio von uns Beiden zusammen entstehen. Es könnte jedoch sein, daß wir einige Leute überraschen.“

Sven Affeld

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