Obwohl durch die Integration von Michael Popp und Christian Komorowski einige faszinierend schöne Akustikakzente auf „Kasmodiah“ gesetzt wurden, die die ohnehin unglaublich warme Atmosphäre des Albums noch erhöhen, wird die grundlegende Stimmung des Albums durch wunderbar dichte, gewohnt ausgefeilte Elektronikarrangements und vor allem sehr zu Herzen gehende, hypnotische Melodien geprägt, wie sie bei früheren Alben immer mal wieder in Songs wie „Love Me To The End“, „Ulysses“, „Lonely“, „Walk To The Moon“ oder „Away“ zum Ausdruck kamen. Diesmal sind mit der absolut hitverdächtigen Vorab-Single „Return“, dem melancholisch-verträumten „Into My Arms“, der fragilen Piano-Ballade „The Game“, dem sehnsuchtsvollen, hymnenhaften Titelsong des Albums, dem Percussion-orientierten „Sometimes“ und dem von sanften Streichern und zarter Akustikgitarre getragenen „Try“ gleich eine Vielzahl von Songs vertreten, die nicht nur das Kompositionsgenie in Ernst Horn ausdruckskräftig untermauern, sondern auch in ihren vielschichtigen Arrangements zu überzeugen wissen. Bei der gelungenen Integration akustischer Elemente in den charakteristischen Deine-Lakaien-Sound muss man sich natürlich fragen, inwiefern Alexanders Erfahrungen mit seinem rein akustisch instrumentierten Soloalbum einen Einfluss auf das neue Album der Deine Lakaien ausgeübt hat.
„Das kann man, glaube ich, schwer beantworten. Das könnte vielleicht eher Ernst beantworten, aber ich denke, dass es da keine direkte Verbindung gibt“, glaubt Alexander. „Ich sehe die Verbindung eher darin, dass durch die Pause, in der sich Ernst auf seine Sache und ich auf meine konzentriert haben, die Karten einfach neu gemischt wurden, so dass man wieder den Punkt findet, wo man steht, und feststellt, wo man noch hingehen kann, ob man überhaupt noch irgendwo hingehen kann. Mir war nach der ‚Winter Fish‘-Tour gar nicht klar, ob das Kapitel Deine Lakaien noch weiter geschrieben wird. Viele Bands schaffen ja diese Zehn-Jahres-Marke nicht. Als dann klar war, dass wir wieder wollen, lag das auch nicht daran, dass ich nun gesagt habe, ja, mit meinem Solo-Album habe ich ja auch ganz andere Sachen gemacht. Sonst würden wir ja nicht außerhalb von Lakaien arbeiten. Deine Lakaien haben irgendwo eine Ästhetik, die in unseren Köpfen existiert. Es ist ja auch nicht so, dass wir irgendwelche Dogmen aufschreiben, aber es muss jeder wissen, was bei Deine Lakaien funktioniert. Ich weiß nicht, was Ernst empfindet, wenn er Alexander Veljanov auf der Bühne anguckt, und er weiß nicht, was ich mir denke, wenn ich mir ‚Johnny Bumm’s Wake‘ zuhause anhöre oder Qntal. Aber ich denke, so etwas muss man auch gar nicht aussprechen. Es kommt doch nur darauf an, ob wir gut zusammenarbeiten oder nicht. Dem Album hört man ja auch an, dass es zwischen uns stimmt, dass die Basis stimmt. Sonst hätte man das Album, so wie es ist, gar nicht erarbeiten können.“
Auch Ernst kann nicht behaupten, bei der Arbeit an dem neuen Deine-Lakaien-Album bewusst von Alexanders „Secrets of the Silver Tongue“ beeinflusst worden zu sein.
„Das war für mich wie eine andere Welt, aus der ich mich bewusst herausgehalten habe, wo ich auch gar nicht analysieren wollte, warum es diese Vorzüge hat“, meint Ernst. „Deine Lakaien ist eben eine ganz andere Geschichte. Aber mir ist es ebenso ergangen wie Alexander. Dadurch dass ich eine andere Welt beackert habe, ist mir wieder die Lust gekommen, mit Deine Lakaien weiterzumachen. Es hat etwas Entspannendes gehabt. Es ist schon so, dass wir nach der ‚Winter Fish‘-Tour irgendwo an einen Punkt gelangt sind, wo wir nicht recht wussten, wie wir das jetzt weitermachen sollen. Da sind dann ein paar Konflikte eskaliert, bei dem enormer Zeitdruck, Empfindlichkeiten und private Probleme kulminierten. Das war nicht so einfach damals, aber jetzt haben wir es wieder gepackt.“