Es ist wieder einmal soweit: Pünktlich zum neuen Jahr kehren Deine Lakaien mit einem neuen Album zurück. Sie haben sich Zeit genommen, um dem Nachfolger des Meisterwerks „Kasmodiah“ die nötige Reife zukommen zu lassen. Und die Geduld hat sich gelohnt, denn Deine Lakaien präsentieren uns mit „White Lies“ ein Opus voller Magie, voller Besinnlichkeit und Energie. Um euch nun die Festtage noch ein bißchen schöner zu gestalten, haben euch Alexander Veljanov und Ernst Horn gemeinsam mit der Zillo Redaktion ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk geschnürt. Und bis Ihr das auspacken dürft, verraten euch Alexander und Ernst (im O-Ton) schon mal vorab, was es zu erwarten gibt…
Ernst (lacht auf): Ah, des is a Lied über einen Laternenpfahl! Jemand steht darunter, schaut ins wärmende Licht, und denkt nach. Erinnerungen ziehen an ihm vorbei.
Alexander: Das Lied beschreibt zum Beispiel die Stimmung, wenn man nachts aus der Kneipe kommt. In Berlin gibt es schöne alte Gaslaternen, die ihr gelbes, warmes Licht ausstrahlen. Sie geben Geborgenheit - einfach wunderbar.
Ernst: Das Stück versucht zu beschreiben, was wir unseren Fans vielleicht bedeuten mögen. Die Stimmung ist sehr intim, bekommt aber durch des indische Schlagzeug a weitere, exotische Dimension.
Alexander: Der Ethno-Einschlag ist etwas ungewöhnlich, paßt aber gut, um nach längerer Pause wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben.
Alexander: Ein klassischer Lakaien-Titel. Wir sehen einen Menschen, der erfolgreich im Berufsleben steht, der Geld, einen Status und liebe Kinder hat. Und plötzlich wird ihm klar, wie wackelig alles ist, wie schnell ein Schicksalsschlag seine Idylle beeinträchtigen könnte. Es ist ein kleiner Aufruf, sich zu besinnen und sich Gedanken zu machen, wie man leben will.
Ernst: Es geht da um a Mauerblümchen, des sei ganzes Leben lang b’schissen worden ist, das aber eigentlich an guten Charakter hat. Und da kommt einer und klont sie in Massen.
Alexander: Eine durchaus moralische Auseinandersetzung, allerdings ohne erhobenen Zeigefinger. Man kennt das jAlexander: Manche Menschen fühlen sich unwohl, weil sie von der Natur nicht mit den Attributen ausgestattet wurden, die gemeinhin als wünschenswert gelten. Dabei hat der Mensch diese scheinbaren Werte selbst geschaffen. Es war uns allerdings wichtig, daß die musikalische Umsetzung nicht zu anprangend wirkt.
Ernst: Ein sehr elektronisches Experiment. Wir nehmen mal wieder unsere Umwelt auf die Schippe. Aber net nur unser Umfeld, vor allem auch uns selber.
Alexander: Wir verkaufen uns ja schließlich auch, dadurch, daß wie Musik in den Markt bringen.
Ernst: Wir kommentieren da halt mal a paar Geschäftspraktiken.
Alexander: Es ist eine etwas schräge Nummer, die in ihrer Ironie aber auf unsere Kosten geht. Und das ist okay so.
Alexander: Dieses Stück markiert einen Eckpfeiler des Albums und sticht durch seine traditionelle Umsetzung klar aus dem Kontext heraus. Es ist voller Lebenslust, aber auch getränkt mit schwarzem Humor. Eine Frau trennt sich von ihrem Mann, nachdem sie ihn betrogen hat - und verstirbt. Und ihr Mann schickt ihr mit diesem Lied schöne Grüße ins Jenseits.
Alexander: Ein sehr ruhiges, besinnliches Lied mit einem typischen Alexander-Text. Es ist uns gelungen, die Stimmung des Inhaltes sehr harmonisch umzusetzen. In der Mitte des Albums bildet es einen wichtigen Punkt. Es ist wie ein kleines Poem. Vielleicht der beste Titel auf dem Album.
Ernst: Das Duett singt Alexander mit der Sabine Lutzenberger, mit der ich auch gerade das „Helium Vola“- Album eingespielt habe. Es handelt von jener Gruppe Italiener, die sich während der Anti-Globalisierungskrawalle in Genua durch strikte Gewaltlosigkeit hervorgetan haben.
Alexander:Vor allem die gewaltfreie Grundhaltung ist der Punkt. Die Bilder damals waren beeindruckend. Das war einfach dieser pazifistische Block, ganz in weiß mit vorgestreckten durchsichtigen Schilden mit einer weißen Hand drauf.
Alexander: Der Verlust, welcher Art er auch sei, wird durch das sich steigernde Arrangement ganz gut ausgedrückt. Man merkt, daß man in einer Situation falsch agiert, eine Chance vertan hat. Plötzlich explodiert alles in einem lauten Knall - und es wird einem klar, daß man verloren hat.
Ernst: Ein Song für Alexander. Er steht, wie das ganze Stück übrigens, sehr weit im Vordergrund.
Alexander: Unterstützt durch das Violinenspiel einer jungen Geigerin.
Ernst: Die Arbeit mit dem Christian und dem Michael ist ja leider so schwierig geworden, daß wir uns trennen mußten. Die beiden waren halt mit ihrem Status in der Band nicht glücklich.
Alexander: dip-didi-dip-dip-dip-dip…
Ernst: Ah ja, unser geliebtes „Reincarnation“-Thema. Das letzte Mal ham’mers halt ganz privat abgehandelt, diesmal ziehen wir wieder mehr Register. Dieses Stück ist so unsere Grübelecke geworden. Deshalb kommt das Thema auch immer wieder.
Alexander: „Reincarnation“ zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Alben, und wird immer wieder neu beleuchtet.
Ernst: Ein typischer Lakaien-Schluß mit einer radikalen Aussage. Eins plus eins gibt es in verschiedenen Kombinationen, zwei minus eins bedeutet: Du bist alleine. Eins minus eins: es bleibt nichts. Deshalb steigert sich das Ganze zu einem krachigen Finale.
Elmar Klemm