Release Information 1999
Helga Pogatschar: Titus Trash Tatar
Studio-Album
Hörkino nach dem Stück „TATAR TITUS“ von Albert Ostermaier
- Inhalt des Stücks
- Zur Uraufführung der Musik
- CD-Veröffentlichung
- Credits zur Musik (Prof. Dr. N. J. Schneider)
1. Zum Inhalt des Stücks:
„Titus Andronicus, kein Feldherr, sondern Dichter, hat sich mit Herrscher und Staat verbündet, um dem eigenen Ruhm zu dienen. Zu tollkühn hat er sich ins Mahlwerk der Macht begeben, und dort haben sie Hackfleisch aus ihm gemacht: TATAR TITUS, die Geschichte eines Mißverständnisses.“ (Suhrkamp Verlag)
2. Zur Uraufführung
Raumklang und Klangraum,
Musik bewegt sich dreidimensional im Raum.
Das Hörkino TITUS TRASH TATAR wurde am 25.9.1999
in der Black Box Gasteig, München, uraufgeführt.
Das „Hörkino“ TITUS TRASH TATAR nutzt die suggestive Macht von Klängen, um Geschichten, ohne jegliche Ablenkung durch Bilder, zu erzählen.
Das Publikum befindet sich anderthalb Stunden in einem Raum umgeben von kreisenden, nicht ortbaren Klängen, die besonders mit nicht mehr hörbaren, aber spürbaren Frequenzen operieren. Alle Klänge sind in speziellen Verfahren generiert und werden über sechs Kanäle computergesteuert im Raum verteilt. Die gewohnte Orientierung, ebenso Raum und Zeit werden gebrochen und müssen in einem verwirrenden Spiel neu definiert werden.
Hören und Spüren: die Konzentration auf heutzutage vernachlässigte Sinne machen TITUS TRASH TATAR zu einem einzigartigen, intensiven und archaischen Erlebnis.
Eindrücke von der Uraufführung…
3. CD-Veröffentlichung
Die gleichnamige Audio-CD (Spieldauer ca. 70 min) erscheint zeitgleich zur Uraufführung im September 99 bei CHROM Records.
Komposition, Produktion und Raumkonzeption: Helga Pogatschar
Musikalische Leitung: Alexander Zimmermann
Sprecher: Sebastian Schipper, Naomi Graham
Sänger: Gerlinde Sämann, Bettina Koziol, Andreas Hirtreiter, Thomas Hamberger, Martin Busen, Tobias Schlierf
Obertongesang: Claudia Mattusek
Violoncello: Sabina Lehrmann
Coverdesign und Grafik: Markus Schomisch
Lichtdesign: Matthias Bartoszewski
Aufgenommen im großen Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater, München.
Tonmeister: Christian Böhm, Klaus Lotz
Produktion, Arrangement, Digital Editing und Sounddesign im Lindblad Studio für elektroakustische Kunst (Göteborg, Schweden), im Crocotone Studio und Mars Enterprises Studio München.
Tonmischung: Klaus Lotz, Helga Pogatschar
Ein Projekt von Helga Pogatschar mit Unterstützung des Bayerischen Kultusministeriums und des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.
Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Theaterverlages Frankfurt
4. Credits zur Musik
In ihrem Stück „Titus Trash Tatar“ ist es Helga Pogatschar gelungen, einen eigenständigen Musikstil zu prägen, der (schwer zu definieren), zwischen moderner Oper, Hörspiel, avantgardistischer Musik, Elektronik und Archaik angesiedelt ist. Von besonderen Reiz ist dabei das Nebeneinander und Ineinander von realen Vokalklängen (konventionell aufgenommene Sprech- und Gesangspartien) und den elektroakustischen Verarbeitungen dieses Materials. Dadurch, dass die Nahtstelle zwischen Original und elektronischer Verfremdung oft verborgen bleibt, gerät der Hörer in einen stimulierenden Sog und macht das 70-minütige Werk zu einem wahren Hörerlebnis.
Besondere Erwähnung kommt der elektronischen Bearbeitung zu, die nicht auf die gängigen Gerätschaften der sogenannten „Unterhaltungs-Elektronik zurückgreift, wie sie heute in Pop- und Filmmusikstudios flächendeckend zu finden sind. Insgesamt entstand ein gewichtiges Stück moderner Musik, das im Sinne eines zeitgemäßen Cross-Overs zwischen Live-Darbietung und Massenmedien-Existenz sowie zwischen Musik/ Literatur/Theater angesiedelt ist. Inhaltlicher Nenner dürfte das Stichwort „Selbstverlust“ oder „Verstümmelung“ sein, dem sich das ganze Werk bis hin zur Selbstinfragestellung unterwirft.
Die Geschichte des Titus Andronicus, der - so gelesen - eigentlich kein Feldherr, sondern ein Dichter war, hat bei Helga Pogatschar eine beklemmende Aktualität erhalten und thematisiert die „Verstümmelung als Prozess, dem die zeitgenössische Kunst unterworfen ist: „Verliert Kunst ihre Integrität, wenn sie den Massen, dem Herrscher, dem Geld oder dem Staat dient?“
Prof. Dr. Norbert J. Schneider
Hochschule für Musik und Theater München
Liebe Helga,
ich bin begeistert von Deinem Radiokino und irrsinnig glücklich, von Dir für die Ohren verfilmt worden zu sein!
Dein Albert
(Albert Ostermaier)
- - Länge: 73 min