Helium Vola
Liod

Release Information 2004
Helium Vola: Liod

CD+SACD

Die Sonne ist der zentrale Himmelskörper unseres Planetensystems, sie spendet Licht und Wärme. Daneben produziert die Sonne (griechisch helios) laufend Helium, das Element, das nach Wasserstoff am häufigsten im Universum vorkommt. Das Edelgas hat manches mit Musik gemein, es fließt ohne innere Reibung und dringt selbst in winzigste Öffnungen. Zudem ist es flüchtig und lässt Menschen fliegen (wenn man es etwa in Fesselballons füllt). Grund genug, ein musikalisches Projekt Helium Vola (vola auf deutsch: flieg!) zu nennen.

Im Zentrum dieses Projekts steht der Komponist Ernst Horn, den viele als musikalischen Kopf von Deine Lakaien kennen. Mit Helium Vola frönt das vielseitige Talent seiner Leidenschaft für historische Texte und Musik, die sich ans Mittelalter lehnt. „Meine Liebe zu alten Liedern ist chemisch“, sagt der feinsinnige Münchener. „Mit 14 bin ich darauf gestoßen und hatte gleich das Gefühl, das mir mittelalterliche Musik sehr nahe kommt. Das Schwermütige, Scheue und Unberührte daran faszinieren mich.“ Folglich sind seine 20 neuen Kompositionen meist in dorischer Kirchentonart gehalten, sie verleiht ihnen diese andächtige Wehmut, welche die Musik zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert prägte.

Nach dem Debüt „Helium Vola“ von 2001 erscheint jetzt das neue Album „Liod“. Der Name ist mit Bedacht gewählt, im Altdeutschen heißt Liod „Gesang“, im Russischen bedeutet er „Eis“. „Mir gefiel einfach der Klang des Wortes“, begründet Ernst Horn die Titelwahl.

Sein Instrumentarium besteht aus analoger und digitaler Elektronik, die er sich in Jahrzehnten zusammen gestellt hat. Um die Kommunikation mit seinen Musikern zu erleichtern, hat er die Lieder in Notenschrift verfasst. Das Gros der Stücke singt Sabine Lutzenberger (Ensemble für frühe Musik, Augsburg; Huelgas Ensemble, Belgien; Mala Punica, Italien), deren sensibles, gleichwohl kraftvolles Organ ideal zu den mittelalterlich inspirierten Klängen passt. Daneben wirken Gerlinde Sämann (Solistin in „Engel“, „In lichter Farbe…“), Susann Weiland (Solistin in „Bitte um Trost“), Andreas Hirtreiter (Solist in „Veni veni“), Joel Frederiksen (Solist in „Vagantenbeichte“), Tobias Schlierff (Gesang), Riccardo Delfino (Harfen und Drehleier), Jost Hecker (Cello) sowie Eva Horn als Sprecherin von „Gegen den Teufel“ mit.

Mit wenigen Ausnahmen werden die Songs von einer ernsten, kontemplativen Stimmung beherrscht. Beinah allgegenwärtig sind dabei zwei Grundmotive, das erste ist die Melodie von „La Fille“, der zweite rote Faden „Omnis Mundi Creatura“, ein Stück vom ersten Helium Vola-Album. „Diese beiden Themen tauchen immer wieder auf und werden in den Songs gegen einander gestellt“, berichtet Ernst Horn. Auf den anspruchsvollen Gehalt dieser Stücke angesprochen, erwidert er: „Ich schreibe keine Musik für die ‘Love Parade’. Ich schreib für ein anderes Publikum.“

Das Sammeln alter Texte ist eine weitere Leidenschaft des bildungshungrigen Künstlers, für „Liod“ verwendete er zahlreiche lateinische Texte der „Carmina Burana“, einer Anthologie mittelalterlicher Liedtexte. Daneben gibt es Lyrik in Alt-Provinzialisch und Alt-Portugiesisch sowie zwei moderne Texte, „Dormi“ ist von Ernst Horn selbst verfasst, „La Fille“ stammt von Michel Houellebecq, einem erklärten Lieblingsautoren des Helium-Vola-Kopfes. Sämtliche Texte (mitsamt Übersetzungen ins Deutsche und Englische) sind im Booklet der CD aufgeführt.

„Dieses Mal gibt es ungewöhnlich viele Frauenlieder“, sagt er rückblickend. Die Sicht der mittelalterlichen Frau auf Liebe und Tod, die wichtigsten Themen des Menschen, bilden den Kern von „Liod“. „Das zentrale Stück ist die „Frauenklage“. Hier berichtet eine Frau, dass sie ein uneheliches Kind erwartet und deshalb von der Umwelt misshandelt wird. Ein fürchterliches Schicksal.“ Die Platte beginnt denn auch mit den Atemzügen eines Kindes, das im Verlauf mehrmals auftaucht, schwer atmend und hustend, ist es offensichtlich krank. Trotz des Einzugs von Tod, Winter und Schlaf in die Lieder von „Liod“ überlebt es. Zum Glück folgt jedem Winter der Frühling und so endet die Platte mit dem heiteren „In lichter Farbe steht der Wald“, ein Tanz zum Ende von Kälte und Krankheit.

Das Klavier war das erste Instrument des jungen Ernst Horn. Später studierte er Klavier und einige Semster Schlagzeug in Freiburg, Hamburg und München. Fünf Jahre arbeitete er als Kapellmeister in Karlsruhe, dirigierte Operetten und Opern. 1982 hängte er den Taktstock an den Nagel und stieg aus. „Das war nichts für mich. Ich hatte mir einen Synthesizer gekauft und wollte Elektronik machen. Im Nachhinein, muss ich sagen, das war eine gute Entscheidung“, stellt Ernst Horn fest. Das eindrucksvolle „Liod“ bestätigt die Richtigkeit des Ausstiegs aus dem etablierten Kulturbetrieb aufs Neue. Ernst Horns Entscheidung gegen die Konvention für die Innovation hat die Musikwelt um wichtige Werke reicher gemacht, „Liod“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür.

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