Portrait im Astan Musikmagazin
Oliver Dean »Ghetto Love«

Dandy mit Eleganz und Coolness

Selten, sehr selten bekomme ich zeitlose Glanzstücke, als Futter für mein CD Gerät. Das hier ist so ein Fall. Keine Mätzchen, kein überdrehter Pathos - nichts da. Die Coolness, mit der dieser Mann die Wunden seiner schmerzenden Psyche zu lecken im Stande ist, diese Coolness dürfen nur wenige ihr Eigen nennen. Oliver Dean darf das.

I always wished you could see it all
I always wished you could feel it all
I always wished you could stop to suffer

Dieser Mann hat mehr Stil, Eleganz und gleichzeitig Melancholie im kleinen Finger, als so mancher Todespoet nicht auf 1 Millionen Platten pressen kann. Und er Bedarf keines falschen Pathos, keiner gekünstelten Maskerade. Das ist die englischsprachige CD, welche Sven Regener immer machen wollte. Oliver Dean hat den Stil eines Bryan Ferry, eines David Bowie und eines Peter Murphy in sich vereinigt. Er hat die musikalisch lyrische Potenz eines Sven Regeners, eines Lou Reed oder eines Nick Cave. Und er ist echt.

Gleiches gesellt sich gern zu gleichem. So kann Dean auf Musiker zurückgreifen, die erhabenes Dandytum und klassisch stilvolle Eleganz in Noten zu gießen wissen. Über allem aber Dean unglaubliche Stimme. Kein Caruso, weis Gott nicht. Aber Dean hat das, was so viele Sänger vermissen lassen - er hat das Besondere Etwas. Wenn er singt: No more Words - and no more meaning. Inside Outside. My thoughts are bleeding. Dann ist das auch so. Das fühlst du dann auch. Dieser Hauch von Langweile, den Dean zum Stilmittel erhebt. Das strahlt eigentümlicherweise enorme Intensität und ja - auch Melancholie aus. Aber Oliver Dean schreit und stöhnt nicht, stirbt nicht inmitten seiner Performance.

Why can the words you say
Never be the words I need?
Why can the Thougths you wear
never be the thoughts I need?

Eine Sprache die keine Fragen offen läßt, gepaart mit einer eindrucksvoll zurückhaltenden Musik. Einfach, klar aber bedrückend zugleich. Dean flüstert seine Alpträume und Selbstzweifel in das Mikro. Doch er geht nicht öffentlich darin unter. Seine Seele brennt, aber das Feuer, das ihn zu zerfressen scheint, tastet nicht den Dandy in ihm an. Und doch ist es nicht möglich ihm die Glut seiner Gefühle zu verbergen. Er schreit nicht, er zieht einzelne Worte in die Länge und stellt somit jedwedes falsch vorgetragenes Schmierentheater weit in den Schatten. Wenn er gedankenverloren in den Wind zu pfeifen scheint, begleitet von Piano und Gitarre, dann hat das einfach Klasse.

Eine CD die Stil, Eleganz und musikalische Klasse aufweist. Eine Platte für Melancholiker. Musik für Menschen, die so etwas wie den Blues schmerzhaft fühlen, diesen aber mit der aristokratischen Coolness eines englischen Dandys zu leben wissen.

Astan Musikmagazin 5/98

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