Run Run Vanguard
ZILLO 9/1993 - Frank Keil

Sänger Alexander Veljanov (Deine Lakaien) ist ein vielbeschäftigter Musiker, der, wenn er sich einmal nicht den Lakaien widmet, mit so interessanten Nebenprojekten wie der Band Run Run Vanguard aufwartet. Anläßlich der Veröffentlichung ihres Debüts „Suck Success“ (mit Coverreminiszenz an Velvet Underground) schien uns ein Blick hinter die Kulissen des Berliner Quartetts mehr als lohnenswert.

Run Run Vanguard sind zwar deutlich im Bereich Gitarrenrock anzusiedeln, verstehen sich nach Auskunft ihres Sängers aber durchaus nicht als Gothic-Rockband. Die 1988 gegründete und seit Dezember 1990 in der Besetzung Tim Arndt (Baß), Doc P. Bohge (Gitarre), Werner Engel (Schlagzeug) und Alexander Veljanov (Stimme) agierende Gruppe stößt ganz im Gegenteil auch in andere zeitgemäße musikalische Bereiche der Gitarrenmusik (z.B. Grunge) vor und lebt dabei vor allem vom Kontrast zwischen Alexanders eindringlicher Stimme und der ihn begleitenden Musik.

Run Run Vanguard warten auf ihrem Erstling gleichermaßen mit aggressiven Rhythmen und Themen über Aids und Inzest, wie auch mit romantisch-melancholischen Geschichten und Melodien um Liebe und Erlösung auf. „Suck Success“ kann definitiv als repräsentativer Querschnitt des Bandrepertoires der letzten Jahre angesehen werden, live immer wieder auf seine Publikumwirksamkeit erprobt und ständig verbessert.

Am besten gefällt mir dabei das auf mazedonisch gesungene „Taga Sa Jug“, eine Geschichte über einen Schriftsteller im russischen Exil, mit dem Alexander seiner Muttersprache höchst bemerkenswert Tribut zollt. Aber auch die anderen, alle von Veljanov stammenden Texte stehen meinem Favoriten kaum nach. Auch wenn sich nur acht Stücke auf dem teils in Eigenregie, teils unter der Mithilfe des englischen Erfolgsproduzenten Dave Young eingespielten Albums befinden, wird die Spielzeit einer herkömmlichen Full-Length-Veröffentlichung erreicht, was vor allem daran liegt, daß sich Run Run Vanguard bei ihren Stücken „nicht nach der Stoppuhr richten“, wie sich Alexander behutsam ausdrückt.

Das lange Warten auf die Veröffentlichung eines Debüts dieser Qualität erklärt das Quartett in eigenen Worten mit ihrer „Unfähigkeit, sich mit gewissen bemerkenswerten Spielregeln des Musikgeschäftes anzufreunden“. Allerdings würde ich das nicht als Fehler betrachten, denn „Suck Success“ ist ein perfekt gelungenes Werk einer demokratisch ausgerichteten Band geworden, auch wenn es kein Konzeptalbum Marke Deine Lakaien repräsentiert.

Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse werden hier kontrastreich und zugleich vielseitig und eigenständig präsentiert, unter einer gänzlich anderen musikalischen Perspektive als z.B. bei Qntal oder Deine Lakaien, die allerdings bereits im Oktober ebenfalls mit einer neuen Veröffentlichung aufwarten. Aber auch über diese Zeit hinaus erscheint es mir sinnvoll, die weitere Entwicklung von Run Run Vanguard mit Spannung zu verfolgen.

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