Silence

  Synth Pop · Elektronik · Avantgarde · Soundtrack · instrumental

Silence meistern mühelos die Gratwanderung zwischen Elektro-Pop, Noise und elektronischem Experiment. Trotz Eingängigkeit der Songs klingt ihre Musik viel zu schräg, um dabei wirklich immer gefällig zu sein. - Eine Mischung, die nicht nur wegen der virtuosen Stimme des Sängers Boris Benko süchtig macht!


Jenseits der martialisch geprägten Musik von Laibach und Borghesia hat sich das aus Boris Benko und Primoz Hladnik bestehende Duo Silence seit Mitte der 1990er Jahre zum dritten bemerkenswerten Act aus Ljubljana entwickelt. Ihr musikalisches Erbe, das sie aus ihrer Jugend in den 1980ern übernommen haben, transformieren Boris und Primoz in einen charismatischen Wave-Pop-Trip-Hop-Mix, der seine Wurzeln nie verleugnet, aber ganz in der Gegenwart fixiert ist.

Nachdem die Band 1992 von Boris Benko, Matjaž Ferenc und Primož Hladnik gegründet wurde, findet zwei Jahre später das erste Konzert in Ljubljana statt, wenig später nimmt der prominente Produzent Peter Penko (Coptic Rain, April Nine, Laibach) die Band unter seine Fittiche, die ihre Arbeit nach dem Ausstieg von Ferenc nur noch als Duo fortführt. Erste internationale Aufmerksamkeit erreichen Silence mit „Shut Up“, ihrem Beitrag zur europäischen Synth-Pop-Compilation „Daydream“, auf dem sich Acts wie Distain, Oliver Dean, La Floa Maldita und Philtron präsentieren.

SILENCE

Das Debütalbum „Ma Non Troppa“ wird 1997 von Chrom Records veröffentlicht und vom deutschen Musik-Magazin „New Life“ gleich zum „Album des Monats“ gekürt. Neben der eigenwilligen Elvis-Coverversion „The Girl Of My Best Friend“ und dem in der slowenischen Muttersprache gesungenen Song „Kraljestvo macjih oci“ vereint das durchweg gefällige Debüt eine ganze Reihe von Pop-Songs, die wie im Opener „Samuel’s Garden“ auch mit weiblichem Background-Gesang und Piano-Solo dem Trip-Hop-Beat zur Seite stehen und in „La Troia“, „I Love You“ und „Rain“ gar absolut hymnische Qualitäten aufweisen, die die kompositorischen Qualitäten des Duos nachhaltig unterstreichen. Dazu präsentiert „Neglected“ eine zündende Mixtur aus Breakbeats und kreischenden Gitarren-Akzenten, während „Quasi Vesna“ mit rhythmischen Finessen auch ohne Benkos einschmeichelnden Gesang zu betören versteht.

Zusammen mit ihren Labelkollegen von Distain gehen Silence 1998 auf Tour und arbeiten an ihrem nächsten Album „Unlike A Virgin“, das Peter Penko zusammen mit Gregor Zemljič (Random Logic) produziert und 1999 wiederum bei Chrom Records erscheint und vom deutschen Alternative-Music-Magazin „Orkus“ zum „Album des Jahres“ gekürt wird.

Bereits der Opener „Son Of Sin“ markiert hier eine radikale Kehrtwendung des Duos vom verführerischen Electro-Pop des Debüts. Das elektronische Gerüst erscheint experimenteller, die Beats krachen mit unverhohlener Wucht und werden von kreischenden E-Gitarren überflutet, während Benkos Gesang eine wütende Leidenschaft zum Ausdruck bringt. Die Dichotomie von nach wie vor gefällig-groovigen Electro-Arrangements und destruktiv wirkenden Lärmattacken prägen auch den Großteil der übrigen Songs, die aber nichts von ihrer verführerischen Qualität eingebüßt haben. Immer wieder sorgen starke Refrains und originelle Klangstrukturen dafür, den Hörer zu fesseln. Dazu weist das kurze Instrumental „Etwas“ bereits auf die späteren Engagements der Band in der Theater-Szene hin. Auch „God Forsaken Country“ streckt mit seinen Streicher-Akzenten die Fühler in diesen Bereich aus.

Darüber hinaus entstehen interessante Kooperationen. Ernst Horn steuert einen Remix zur Single-Veröffentlichung von „Son Of Sin“ bei, Benko revanchiert sich dafür mit seinem Gesang auf dem Ernst-Horn-Stück „Cliffs Of Norway“, das zusammen mit Beiträgen von prominenten Acts wie De/Vision, Oomph!, Front 242 und Wolfsheim auf dem „Subout“-Sampler veröffentlicht wird.

So kreieren Silence für das Betontanc Tanztheater den Soundtrack zu „Midnight Metal Flight“, 2001 entsteht die Musik zu einer Aufführung von „Peter Pan“, die vom Ljubljana Puppet Theatre und dem Mladinsko Theatre co-produziert wird. Die nächste Zusammenarbeit zwischen dem Betontanc Theater und Silence erscheint 2003 unter dem Titel „Maison Des Rendez-Vous“ auch auf CD.

Benko singt nicht nur unter der Regie von Goran Bogdanovski zur zeitgenössischen Dance Performance von „Švic & Švarc“, sondern Silence steuern 2003 auch zwei Songs zu Bogdanovskis nächstem Stück „Emofad“ (Emotivity Of Adventures) bei, der Score wird live von Random Logic und Benko präsentiert. Es folgen weitere Engagements wie die Scores zu Betontancs Stück „Wrestling Dostoievsky“ und zum Puppenspiel „Winnie The Pooh“, dann mit „Vain – A Tribute To A Ghost“ aber auch ein viertes Album, das sich mit dem mysteriösen Tod des jungen, aufstrebenden Künstlers Matej Smolnik a.k.a. Vain auseinandersetzt.

„Wir haben seit Jahren etliche Ideen für ,Vain‘ in unseren Köpfen herumgetragen, zum Beispiel die Frage, warum der Tod eines Künstlers den Wert seiner Arbeit steigen lässt. Wie kann Kunst – die größte Errungenschaft überhaupt – so viele profunde Wahrheiten über das Leben aufdecken? Warum ist eine absurde Lüge immer leichter zu akzeptieren als die Wahrheit? Warum wird das freie Reden über manche Dinge ebenso wie der Tod als Tabu betrachtet?“, geben Silence im Zillo-Interview (12/04) zu Protokoll. „Es gab Myriaden von Gedanken und Ideen wie diese, die langsam in ,Vain‘ mündeten. Zuerst entwickelten wir das Konzept. Kurz darauf folgte die Musik.“

Der Zugang zur Musik fällt in „Vain” wieder leichter. Neben den ausgefeilten elektronischen Klängen sorgen verstärkt Streicher-Akzente für einen sehr organischen Sound des Albums. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Kraftwerk-Coverversion „Hall Of Mirrors“, die ursprünglich für den Kraftwerk-Tribute-Samper „Trans Slovenia Express - Volume 2“ unter Mitwirkung von Gastsängerin Anne Clark entstanden ist und dem Klassiker ganz neue Facetten abgewinnt.

Im Jahr 2005 komponieren Silence den Score zu Gagik Ismailians Dance Performance „Veronika decides …“ und gehen mit Diary Of Dreams auf Tour, worauf 2006 auf dem Label Accession Records die Silence-Retrospektive „Key“ als Doppel-CD mit Highlights und Raritäten erscheint.

Silence komponieren und produzieren das zwölfte Laibach-Album „Volk“ und begleiten die Band sporadisch auf ihrer zwischen 2006 und 2008 stattfindenden Welttournee.

Benko und Hladnik widmen sich in den folgenden Jahren einer Vielzahl von Theater- und Tanz-Produktionen, veröffentlichen die Soundtracks zu „Ljubezen na smrt“ (2007) und „The Passion Of The Cold“ (2008), erst 2012 erblickt mit „Musical Accompaniment For The End Of The World“ wieder ein reguläres Silence-Album das Licht der Welt.

(Dirk Hoffmann)


Silence today:

.

Externer Link

Die Website nutzt Cookies & Statistik zur Verbesserung der Nutzung

Du kannst wählen, was Du erlauben möchtest (siehe unsere Datenschutzseite):

  1. notwendige Cookies, für den Betrieb der Website zwingend erforderlich
  2. funktionelle Cookies, ohne die funktioniert unsere Website nicht so gut
  3. Statistik Cookies: zur Verbesserung unserer Website, bitte erlauben Sie uns das
  4. Externe Medien: zum Beispiel Videos (YouTube, Vimeo), Landkarten
Die Website nutzt Cookies & Statistik zur Verbesserung der Nutzung

Du kannst wählen, was Du erlauben möchtest (siehe unsere Datenschutzseite):

  1. notwendige Cookies, für den Betrieb der Website zwingend erforderlich
  2. funktionelle Cookies, ohne die funktioniert unsere Website nicht so gut
  3. Statistik Cookies: zur Verbesserung unserer Website, bitte erlauben Sie uns das
  4. Externe Medien: zum Beispiel Videos (YouTube, Vimeo), Landkarten
Die Cookie-Einstellungen wurden gespeichert.