Studio-Album
Veröffentlicht: 1997
Das Debut Album „Ma Non Troppo“der Slovenen Silence wurde von Peter Penko (April Nine, Coptic Rain, Laibach) produziert. De Slowenen spielen mit den aktuellen Musikströmungen: Frech bedienen sie sich der Stilelemente der 80er und 90er Jahre, setzen psychedelische Analogsounds neben eigenwillige Zitate aus Club-Sounds und meistern so mühelos die Gratwanderung zwischen Pop und elektronischem Experiment.
Trotz Eingängigkeit der Songs klingt ihre Musik viel zu schräg, um dabei wirklich gefällig zu sein. SILENCE schaffen ein Crossover moderner Club-Culture.
„Ein Glücksfall“ … Höchst elegantes Understatement“ … „Synthie-Pop für Erwachsene“ … „Vorwiegend relaxte Dancegrooves treffen sehnsuchtsvolle Melodien und schwere Bässe“ (einige Pressestimmen)
Ein Rückblick von Dirk Hoffmann (2016)
1992 von Boris Benko, Matjaž Ferenc und Primož Hladnik in Ljubljana, Heimat so charismatischer Formationen wie Borghesia und Laibach, gegründet, begann die 1995 zum Duo Benko/Hladnik komprimierte Band, mit dem bekannten Produzenten Peter Penko (Coptic Rain, April Nine, Laibach) zusammenzuarbeiten. Nach ihrem ersten internationalen Auftritt mit dem Song „Shut Up“ auf der „Daydream“-Compilation huldigte das Duo auf ihrem 1997 veröffentlichten Debütalbum „Ma Non Troppo“ seinen Wurzeln, die vor allem im melodiösen Electro-Pop der 80er Jahre lagen.
Zwar folgten Silence damit auch den Duo-Konstellationen von Acts wie Blancmange und Soft Cell, transformierten die ausgeprägte Leidenschaft für hymnische Melodien und eingängige Electro-Arrangements mit moderneren Beats.
Bereits der Opener „Samuel’s Gabriel“ wird von einem recht simplen Trip-Hop-Rhythmus getragen, gewinnt aber durch Benkos einschmeichelnden Gesang, die unterstützenden weiblichen Vocals und die melancholischen Piano-Melodie eine eigenständige Qualität, die durch verzerrte Vocal-Samples im Hintergrund noch verstärkt wird. Mit „La Troia“ stellt Benko vor allem seine stimmliche Vielfalt unter Beweis, indem er souverän zwischen hohen und tiefen Stimmlagen manövriert und dabei der hypnotischen Songstruktur einen unwiderstehlichen Charakter verleiht.
Ein besonderes Highlight stellt „Rain“ mit seinem treibenden Rhythmus und zwingenden Refrain dar, der wieder durch eine wunderschöne Piano-Melodie fortgeführt führt, während „Neglected“ mit flirrenden Synthi-Sounds und E-Gitarren-Akzenten überrascht und das verträumte „In Your Name“ die 80er-Jahre-Wurzeln besonders prägnant durchscheinen lässt. Mit „The Girl Of My Best Friend“ folgt eine ebenso eigenwillige wie hypnotisch-prickelnde Interpretation des Elvis-Klassikers, die erstmals bei dem Theaterstück „Elvis de Luxe“ (1997) des Ensembles Grapefruit Theatre zum Einsatz kam.
„Kraljestvo macjih oci“ (Cat’s Eyes Kingdom) stellt das einzige Stück auf dem Album in der slowenischen Muttersprache des Duos dar und gefällt durch eine sparsame Instrumentierung und Benkos einfühlsame Vocals, wogegen das Instrumental „Quasi Vesna“ mit interessanten Rhythmen und verspielten Electro-Sounds verzaubert.
Fünf Minuten nach dem letzten Song „I’m A Memory“ schließt das Album mit dem Hidden Track „#1 Hit Single“, einem kontrovers aufgenommenen Medien-Kommentar.
»Synthie-Pop für Erwachsene« könnte man nennen, womit dieses Duo aus Ljubljana sein Debüt-Album veredelt hat. Und zumindest jene, welche das straighte Dancepopstück »Shut Up« vom »The Daydream Collection«-Sampler kennen, werden wohl ein klein wenig überrascht sein, denn Boris Benko und Primoz Hladnik bringen nunmehr höchst elegantes Understatement mit ins Spiel. Wo sich die meisten ihrer Kollegen ja eher auf kommerziell bewährte Muster verlassen, gehen SILENCE jenen Weg, den bis zu einem gewissen Grad auch schon ESCAPE WITH ROMEO oder CAIN PRINCIPLE mit ihren letzten Produktionen beschritten haben: vorwiegend relaxte Dancegrooves treffen auf sehnsuchtsvolle Melodien und schwere Bässe. Und so schmachtet sich denn die Timbre-sichere Stimme durch zehn Songs (zzgl. Instrumental und zwei Hiddentracks) voll leidenschaftlicher Gefühlsaufwallungen. Da kommt man, wie etwa bei »The Rain« oder der Interpretation von »The Girl Of My Best Friend«, schwerlich um mitfühlende Anteilnahme herum; und selbst der mit einem breakbeatartigen Rhythmus unterlegte Track »Neglected« weiß die romantische Ader zielsicher zu treffen. Insgesamt ein sowohl kompositorisch als auch musikalisch brillant in Szene gesetztes Album für Menschen mit Sinn für stilvolle Wehmut - und somit ein hübsches Pflaster für die waidwunden Momente im Leben.